Der Landschaftspark

Seinen besonderen Reiz verdankt der Landschaftspark Divitz, welcher heute in weiten Bereichen Waldcharakter angenommen hat, seinem anmutigen Teichgrabensystem und seiner unmittelbaren Lage an der Barthe sowie seinem wertvollen Altbaumbestand.


Eine erste dendrologische Erfassung der Gehölze durch das Büro Burmeister Barth ergab, dass sich der Bestand überwiegend aus einheimischen, standortgerecht gepflanzten Baumarten zusammensetzt. Zu den wahrscheinlich bereits von Gustav Meyer ausgewählten Gehölzen zählen unter anderem Weisstannen (Abies alba), Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Rosskastanien (Aesculus hippocastanum), Hainbuchen (Carpinus betulus) und Rotbuchen (Fagus sylvatica ), Fichten (Picea abies), Schwarzkiefern (Pinus nigra) und Waldkiefern (Pinus sylvestris), Platanen (Platanus x hybrida), Douglasien (Pseudotsuga menziesii), Stieleichen (Quercus robur), Silberweiden (Salix alba), Eiben (Taxus baccata), Winterlinden (Tilia cordata) und Sommerlinden (Tilia platyphyllos), Flatterulmen (Ulmus laevis) und Feldulmen(Ulmus minor) sowie der Gemeine Pfeifenstrauch (Philadelphus coronarius).


Bei fremdländischen Gehölzen griff Meyer auf in Deutschland seit langem kultivierte und zum Teil auch forstwirtschaftlich genutzte Baumarten zurück. Bei der Gehölzauswahl befindet er sich mit seinen Gestaltungen in Divitz in Übereinstimmung mit den Auffassungen bedeutender Gartenkünstler seiner Zeit.


Landesverschönerung ging vom Sinnvollen, Nützlichen und Notwendigen aus, dem das Schöne zu dienen hatte. Bereits der bedeutende Agrarökonom Albrecht Thaer (1752 - 1828) war überzeugt, dass aus einem rationell bewirtschafteten Gut folgerichtig auch das Schöne hervorgehen würde, und dass viele in dieser Weise bewirtschaftete Güter netzartig eine ästhetisch gestaltete Kulturlandschaft hervorbringen. Landesverschönerung setzte neben einem geistig, ökonomisch und ästhetisch befähigten Besitzer auch eine den jeweiligen Bedingungen des Ortes angemessene Gehölzverwendung voraus.

Sehr häufig beobachtete jedoch Ferdinand Jühlke (1815 – 1893), Königlicher Hofgartendirektor in Sanssouci, dass man in Verkennung der schönen und nützlichen Wirkung von einheimischen Bäumen und Sträuchern kostenaufwendige, seltene Gehölzarten für ländliche Anpflanzungen bevorzugte und somit der Zweck der Landesverschönerung aus seiner Sicht gänzlich verfehlt wurde.


„Im Park benutze ich in der Regel nur inländische oder völlig acclimatisierte Bäume und Sträucher, und vermeide gänzlich alle ausländische Zierpflanzen; denn auch die idealisierte Natur muß dennoch immer den Charakter des Landes und Klimas tragen, wo sich die Anlage befindet…Wir haben eine Menge blühender sehr schöner Sträucher, die bei uns in Deutschland wild wachsen, und diese mögen vielfach benutzt werden…Einige ausländische Bäume wie die Weimuthskiefern, Akazien, Lärchenbäume, Platanen, Gleditschien, Blutbuchen kann man wohl als gänzlich einheimisch annehmen, indessen gebe ich doch bei uns Linden, Eichen, Ahorn, Buchen, Erlen, Rüstern, Kastanien, Eschen, Birken den Vorzug“, schreibt Fürst Pückler – Muskau (1785 – 1871) in seinen „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“.


Divitz kann als ein Musterbeispiel für Landverschönerung aus der Ökonomie eines Gutes heraus in Verbindung mit einem kulturell – ästhetisch gebildeten Besitzer und einem genialen Gartenkünstler angesehen werden. Die Verwendung überwiegend einheimischer Gehölzarten widerspiegelt hierbei eine typische Erscheinung im Rahmen ländlicher Verschönerungen, wenngleich es in jener Zeit nicht an Versuchen der Einbürgerung fremdländischer, insbesondere nordamerikanischer, wertvoller Gehölzen durch Gutsbesitzer gefehlt hat. Auch diese Versuche waren Verdienste.


Nicht nur durch seinen Gehölzreichtum mit über 60 Arten sondern auch durch seine Krautschicht lädt der Divitzer Park zu allen Jahreszeiten zu Spaziergängen ein. Beeindruckend ist im Frühjahr der Farbwandel der Blütenteppiche unserer Frühlingsboten. Oft schon Ende Februar bis in den März hinein hüllen Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) den Boden in weisse Teppichtuffe. Nach deren Abblühen erscheinen weite Flächen von Buschwindröschen (Anemone nemerosa) in weiss, darin eingesprengt in grossen Tupfen das Gelbe Buschwindröschen (Anemone ranuncloides). Auch das Scharbockskraut (Ranunculus vicaria) leuchtet gelb aus den Blütenteppichen der Anemonen.


Dem setzen die März – Veilchen (Viola odorata) und das Echte Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) ihre tiefen Blautöne entgegen. Ab April verzaubert uns die weisse Blütenpracht der Gehölze wie Vogelkirsche (Prunus avium), Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus) oder Schlehe (Prunus spinosa). Vom Spätfrühling bis in den Frühsommer blühen Eingriffliger Weissdorn (Crataegus monogyna) und Gemeiner Schneeball (Viburnum opulus). Der aufmerksame Spaziergänger kann in der Krautschicht des Parkes die Vielblütige Weisswurz (Polygonatum multiflorum) und als besondere botanische Kostbarkeit die Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine) entdecken. Der Gemeine Pfeifenstrauch (Philadelphus coronarius) und die Wildrosen läuten den Sommer ein. Der herbstliche Park bietet die ganze Farbpalette der Natur. Die karminroten Früchte des Pfaffenhütchens, die bekannten korallenroten „Vogelbeeren“ der Eberesche, die Steinbeeren des Gemeinen Schneeballs oder die scharlachroten Scheinfrüchte der Wildrosen, auch als Hagebutten bekannt, sowie die becherartigen Scheinfrüchte der Eibe leuchten in verschiedenen intensiven Rottönen. Im Kontrast dazu stehen die glänzend schwarzen Beeren des Holunders.

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